Im Nachgang an das Gespräch mit dem Fensterbauer Markus Jourdan, zu dem spontan rund 80 Personen hinzukamen, erklären der Böblinger Bundestagsabgeordnete Tobias B. Bacherle MdB und der Landtagsabgeordnete Peter Seimer MdL: “Die Stärke der Demokratie ist, dass wir in der Sache hart streiten können, aber danach menschlich wieder miteinander sprechen, umgehen und handeln können. Deswegen ist die Stoßrichtung der Idee, Andersdenkende nicht mehr bedienen zu wollen, besorgniserregend. Demokratischer Austausch und Streit soll uns als Gesellschaft voran- und näher zusammenbringen. Das Schild steht aus unserer Sicht für das genaue Gegenteil. Der heutige Austausch war deshalb ein besonderes Anliegen. Die Sorgen des Mittelstands müssen in der Politik gehört werden. Auch wenn wir in den letzten zwei Jahren vieles auf den Weg gebracht haben, so beuteln der Fachkräftemangel, überbordende Bürokratie und verschleppte Digitalisierung viele unserer Betriebe. Es ist verständlich, dass in diesen geopolitisch bewegten Zeiten viel Verunsicherung herrscht und die Preissteigerungen sowohl den Mittelstand, als auch dessen Angestellte beschäftigt. Wir arbeiten an vielen Stellen daran, die Arbeit zu erleichtern und insbesondere die Energiepreise abzufedern. Im Grundverständnis einer pluralen Demokratie und für uns als Abgeordnete hat es höchste Priorität, Politik für und mit Bürger*innen gemeinsam zu gestalten. Politik muss durch gemeinsame Kompromisse und gegenseitiges Verständnis entstehen – trotz und mit politischen Differenzen. Das funktioniert nur im gegenseitigen, respektvollen Dialog. Oft finden diese Dialoge mit dem Handwerk im kleinen Rahmen statt und es wäre schön gewesen, mehr von Herrn Jourdan über dessen konkrete Sorgen und Probleme zuerfahren. Dennoch war der heutige Austausch wichtig und wir hoffen, dass wir jenen, die bereit waren, sich auf die Debatte mit uns einzulassen, an manchen Stellen unsere Politik und die Notwendigkeiten, in deren Rahmen wir aktuell agieren, vermitteln konnten. Dass unsere Erklärungen nicht alle Anwesenden überzeugen können, ist Teil demokratischer Debattenkultur. Wir bedauern jedoch die Zwischentöne und Zwischenrufe, die eine offene Diskussion erschwert haben. In einer demokratischen Debattenkultur sollte ein Grundmaß an Respekt dem Gegenüber und den nicht anwesenden Parteifreund*innen, die sich ehrenamtlich engagieren und viel Zeit investieren, gewahrt bleiben. Unsere Tür steht auf der Basis eines sachlichen, respektvollen Austauschs steht weiterhin offen.“
Kontext: Der Fenster- und Innenausbaubetrieb Markus Jourdan in Althengstett in Baden-Württemberg hatte Mitte Oktober mit einem Aushang am Eingang darauf hingewiesen, dass „Sympathisanten und Wähler der ‚Grünen‘ “ in der Werkstatt nicht bedient werden. Der grüne Bundestagsabgeordnete Tobias B. Bacherle, der grüne Landtagsabgeordnete Peter Seimer und Vertreter*innen der Kreistagsfraktion und Ortsverbänden von Bündnis 90/Die Grünen Calw und Althengstett boten dem Unternehmer daraufhin an, persönlich in den Austausch zu kommen. In einem Vorgespräch mit dem Althengstetter Gemeinderat Philipp Jourdan hatte der Fensterbauer Jourdan zugesichert, das Schild nach dem Gespräch abzunehmen und angekündigt, einen lokalen Spediteur, einen Stuckateur, sowie die lokale Presse eingeladen zu haben, woraufhin auch eine GHV-Vertreterin eingeladen werden sollte.
Eine Nachfrage per E-Mail von Montagabend, wer vonseiten des Fensterbauers Jourdan am Gespräch teilnehmen würde, blieb unbeantwortet. Etwa 80 Personen waren vor Ort, die Werkstatt war gut bestuhlt mit einem improvisierten Podium. Zur Verwunderung der grünen Vertreter*innen setze sich Markus Jourdan nicht zu den fünf Vertreter*innen vor das Publikum und beteiligte sich bis auf ein kurzes Eingangsstatement und zwei Zwischenfragen nicht an der Diskussion. Angesprochen auf die Absprache, das Schild nach dem Gespräch abzuhängen, reagierte der Fensterbaumeister grinsend er habe ja keinen konkreten Zeitpunkt, sondern nur irgendwann nach dem Gespräch zugesagt. Im anschließenden Gespräch wurden zahlreiche Themen von der Energiewende, bürokratischen Regelungen und Hindernissen, der LKW Maut bis zu den aktuellen Preissteigerungen thematisiert. Zeitweise war die Debatte stark aufgeheizt, Vertreter*innen der Grünen wurden unterbrochen und ein Ausreden war kaum möglich.